Super Glove Ball


von Seppatoni
01.10.2023

Der kurze Lebenszyklus des Power Gloves war bereits am Ende angelangt, als Super Glove Ball veröffentlicht wurde. Als zweites und letztes Spiel der „Power Glove Gaming Series“ wurde es als einziger Titel komplett mit Fokus auf die Fähigkeiten des Bewegungscontrollers entwickelt. Weitere Projekte wurden alle eingestampft. Damit erhielten Besitzer des gescheiterten Zubehörs nochmals die Möglichkeit, sich zum Abschluss doch noch von den innovativen Ansätzen des Geräts überzeugen zu lassen.

Ein Shuttle-Commander hielt in seinem Logbuch die letzten Ereignisse fest. Laut den im August 2005 (Weltraumkalender) erstellten Einträgen war er grad mit der Reparatur eines Satelliten beschäftigt, als er von einem interdimensionalen Riss erfasst wurde und mitsamt seines jetbetriebenen Robo-Wartungshandschuhs darin verschwand. Er fand sich in einem gigantischen Labyrinth wieder. Mit Einsatz seines handförmigen Raumschiffes gilt es nun, aus dieser Weltraumfalle zu entkommen.

Hilfe erhält er dabei von Energiebällen, welche sich aus dünner Luft formen und durch die Räume schweben. Treffen sie auf das Raumschiff, prallen sie wieder zurück in den Raum. Oder noch effektiver: Die Kugeln können gegriffen und gezielt an eine bestimmte Stelle geschmissen werden. Dadurch können die Elemente der 5 verschiedenen Wände im dreidimensionalen Raum zerstört werden. Sind sämtliche Kacheln auf einer Seite abgeräumt, könnt ihr durch diese in den nächsten Raum gelangen.

Doch ganz so einfach wird es euch nicht gemacht. Zahlreiche Gegner leisten euch im Labyrinth Widerstand. Die meisten könnt ihr durch einen oder mehrere Treffer mit der Kugel beseitigen, andere wiederum zeigen sich unbeeindruckt oder fressen sogar den Energieball einfach auf. Habt ihr alle Kugeln verbraucht, oder ist eure Energieleiste leer, verliert ihr ein Leben.

Ihr habt neben dem Ball aber auch weitere Möglichkeiten, die Gegner zu attackieren. Mit einer geballten Faust könnt ihr den Gegnern eine reinhauen, alternativ könnt ihr auch Feuerbälle schießen, die praktischerweise auch Kacheln an den Wänden zerstören. Hinter Blöcken mit einem Fragezeichen verbergen sich zudem Hilfreiche Items: Vom stark beschleunigten Ball, über einen Multiball-Modus bis hin zum Auslöschen einer ganzen Reihe ist alles dabei. Manchmal lässt sich auch ein Warp hinter den Kacheln entdecken.

Habt ihr euren Weg durch das Labyrinth gefunden, stellt sich euch ein Boss in den Weg, den es mit der richtigen Taktik zu besiegen gilt, um im Anschluss die Wand hinter ihm wegräumen zu können. Doch bevor ihr dann das Ende der Welt erreicht, wartet erst noch ein Puzzle Room auf euch. Lasst in einer Reihe dasselbe Symbol auf allen Kacheln erscheinen und ihr erreicht den nächsten Abschnitt. Insgesamt 3 Welten, jede bestehend aus einer Vielzahl von Räumen, wollen gemeistert werden, um den Labyrinthen zu entkommen.

Der Umfang wird den Spieler auch eine ganze Weile bei der Stange halten. Es gibt keinerlei Hinweise, wo ihr als nächstes lang müsst. Somit hilft euch am ehesten, wenn ihr euch zur Orientierung selber eine Karte mit den unterschiedlich nummerierten Räumen anlegt. Eine Speicher- oder Passwortfunktion sucht man vergebens, lediglich Continues helfen euch auf der Flucht durch die Space-Labyrinthe.

Technisch bietet Super Glove Ball ordentliche Kost. Die Darstellung ist sauber und übersichtlich, die Position von Ball und das Raumschiff dank Schatten stets erkennbar. Lediglich das NES-typische Geflacker kann bei zu viel Action auf dem Bildschirm (was ab und zu vorkommt) durchaus etwas hinderlich sein. Die Hintergrundmusik sowie die Soundeffekte fügen sich gut ins Geschehen ein, ohne besonders aufzufallen.

Auch wenn das Spiel auf den Power Glove ausgelegt ist, kann es auch mit dem Standard-Controller gespielt werden. Allerdings offenbart sich die Steuerung als überladen, wenn selbst der A-Knopf für Flugmanöver in die Tiefe oder Select für Feuerattacken genutzt werden müssen. Mit etwas Eingewöhnungszeit, funktioniert diese aber ganz ordentlich.

Stülpt ihr euch aber den Power Glove über, ändert sich das Spielerlebnis schlagartig. Eure Hand wird sozusagen zum Schiff. Mit Bewegungen nach links, rechts oder in die Tiefe manövriert ihr den Wartungshandschuh gefühlvoll durch den Raum. Mit einer Schnappbewegung greift ihr euch die Kugel, öffnet ihr die Hand werft ihr sie wieder weg. Mit einem Dreher nach links oder rechts könnt ihr die Flugbahn des Balles sogar noch anschneiden. Ein Knicken des Zeigefingers löst den Angriff mit Feuerbällen aus, und ballt ihr eure Faust, knüllt sich auch das Schiff zusammen und lässt mit Schlagbewegungen Gegner verprügeln.
Super Glove Ball bietet in Kombination mit dem Zubehör ein auf dem NES einzigartiges Spielerlebnis. Das geschmeidige Gleiten durch den dreidimensionalen Raum und die intuitive Kontrolle schaffen ein außergewöhnliches Spielgefühl und zeigen, was mit dem Power Glove möglich wäre. Zwar spürt man auch hier gelegentlich die Macken des Geräts, aber sie sind nicht so präsent wie in der Anwendung mit anderen Spielen.

Spielerisch schafft es Super Glove Ball trotzdem nicht übers Mittelmaß hinaus. Das repetitive Gameplay nutzt sich rasch ab, die fehlenden Orientierungsmöglichkeiten im Labyrinth lassen das ganze zur Geduldsprobe werden. Mit der Zeit auftretende Ermüdungserscheinungen in den Armen in Kombination mit der fehlenden Speichermöglichkeit sorgen auch nicht dafür, die Motivation beim Spieler hochzuhalten.

Am Ende ist Super Glove Ball eine hervorragende Techdemo für den Power Glove, die spielerisch leider nur bedingt zu überzeugen weiß. Das 3D-Breakout, wie man es nennen könnte, macht seine Sache zwar ordentlich, bietet aber kaum Abwechslung und die undurchsichtigen Labyrinth-Strukturen und nicht vorhandene Fortsetzungsmöglichkeit zeigen sich ebenso als Spielspaßhemmer. Wer den Power Glove ausprobieren möchte, dem sei diese Software empfohlen, wer sich einfach nur dem klassischen Breakout-Prinzip widmen möchte, der sollte lieber Konamis „Crackout“ im Modulschacht versenken.


Wertung


5/10

Kommentare



Seppatoni
Man merkt, dass RARE Zeit und Mühe investiert hat, um ein Spiel auf den Power Glove maßzuschneidern. Das funktioniert auch verblüffend gut und lässt erahnen, was mit dem innovativen Zubehör möglich gewesen wäre. Leider litt darunter offenbar das Gameplay. Das repetitive Spielprinzip mit ziellosem Abklappern der Räume auf der verzweifelten Suche nach dem Ausgang macht nur begrenzt Spaß, das fehlende Passwortsystem gibt dem Spielprinzip den Todesstoß. Immerhin gibt es einen Cheat zur Levelanwahl. Am Ende hat man endlich einen Titel, der sinnvoll die Fähigkeiten des Gloves nutzt, dafür spielerisch aber enttäuscht.